Juli-Stammtisch der GOL (2001)
Wie
schädlich ist der Mobilfunk?
(gfx) Um die Auswirkungen des wachsenden
Mobilfunknetzes ging es beim Juli-Stammtisch der GOL. Handelt es sich dabei um
einen verwerflichen "Feldversuch an der deutschen Bevölkerung", wie
Hubert Jörg meinte, oder geht es lediglich um "Allgäuer Aberglauben",
wie sich, so Jörg, OB Dr. Leist kürzlich geäußert habe?
Fraktionssprecher Tilman Schauwecker, der
die lebhafte Diskussion leitete, sprach eingangs von einer "Schlappe",
die die GOL bei der letzten Gemeinderatssitzung erlitten habe: Der
Geschäftsordnungsantrag, Jörg als "sachkundigen Bürger" zu Wort
kommen zu lassen, sei niedergestimmt worden, so dass allein der Vertreter der
Telekom zur Sache hätte vortragen können (die SZ berichtete). Schauwecker
kritisierte die anderen Fraktionen, die trotz ihrer kritischen Einwände
letztlich fast alle den beiden neuen Mobilfunkstationen zugestimmt hätten.
Der Gast des Abends, Hubert Jörg, hat sich
in den vergangenen Monaten in die Materie eingearbeitet. Er sei "sein
Leben lang unpolitisch" gewesen, doch als er eher zufällig von der
geplanten Aufstellung eines Mobilfunkmasten in der Nähe seines Ahegger
Wohnhauses erfahren habe, wo er mit Kindern und Enkeln lebe, sei er aktiv
geworden. Nachdem Gespräche mit verschiedenen Behörden immer nur die Antwort
erbracht hätten, das Vorhaben sei privilegiert und so nicht zu verhindern, habe
er im Mai schriftlich elf Fragen an die Stadtverwaltung gestellt. Die
Antworten, so Jörgs kritisches Fazit, hätten sechs Wochen auf sich warten
lassen, seien entgegen der Absprache nur ihm persönlich und nicht den
Fraktionen zugestellt worden und inhaltlich eher substanzlos gewesen. Seine
Bedenken bezüglich möglicher Gesundheitsschäden bestünden nach wie vor, und er
wolle auch an dem Thema dran bleiben, wenn der Ahegger Mast gebaut sei.
Als gar nicht einfach erwies sich der
Versuch, in der Diskussion die echten oder vermeintlichen Gefahren durch den
Mobilfunk näher einzugrenzen. Zum einen geht es um die Wärmestrahlung, deren
Grenzwerte demnächst von der Bundesregierung gesenkt werden sollen. Das
eigentlich Gefährliche, so Jörg, seien aber die elektromagnetischen Felder -
und ausgerechnet für die gebe es überhaupt keine Grenzwerte.
Dazu führte Hans-Joachim Piecuch aus, es sei
schwierig, direkte Schadwirkungen nachzuweisen. Zum Einen fehlten
Langzeitstudien, und von Wissenschaftlern gebe es völlig widersprüchliche
Äußerungen. Zum Andern seien die Menschen in ihrer Sensibilität völlig
unterschiedlich. Sicher sei, dass die Funkfrequenz in biologische Prozesse
eingreife, bloß wie genau, werde kaum je exakt beweisbar sein. Nachdenklich
stimmte hierzu Hubert Jörgs Bericht von der Leutkircher Ärztin Dr. Aschermann,
die seit 1½ Jahren gehäuft neue Symptome wie erhöhte Vergesslichkeit und
Schlaflosigkeit in ihrer Praxis beobachtet habe. Als sie die Wohnorte der
Patienten in einen Stadtplan eingetragen habe, sei klar geworden, dass diese im
engen Umfeld um Mobilfunkmasten wohnten.
Auch erhöhte Werte von Blutkrebs bei Kindern
seien im Umfeld der Masten gemessen worden, wusste ein Besucher zu berichten.
Alle Wortmeldungen liefen auf Folgendes hinaus: Auch wenn ein
wissenschaftlicher Beweis noch fehle, seien die Indizien für die Gefährlichkeit
der Magnetfelder so zahlreich, dass ein Weitermachen wie bisher
unverantwortlich sei.
An immer mehr Orten beginnen Bürger sich zu
wehren. Andrea Warthemann berichtete aus Wohmbrechts, wo sich eine
Bürgerinitiative gebildet habe; man wolle sich mit anderen Gemeinden vernetzen,
außerdem solle die Politik auf dem Petitionsweg zum Handeln gezwungen werden.
Einig war man sich darüber, dass in Berlin erste Anzeichen dafür erkennbar
seien, dass die rot-grüne Regierung das Problem ernst nehme.
Mehrere Besucher betonten aber auch, dass
jeder bei sich selber und seinem Umgang mit dem Handy anfangen müsse. Eine
spontane Befragung outete zwar eine deutliche Mehrheit der Anwesenden als
"Handymuffel" - doch wenn man ihre Kinder mit einbezog, ergab sich
ein ganz anderes Bild.