zurück

 

Wangen, 10.5.2002 (gfx) – Wo wird in Wangen regenerative Energie gewonnen? Den meisten fallen dazu wohl die Solaranlagen ein, die immer häufiger auch auf Wangener Dächern zu beobachten sind. Dass im Stadtgebiet seit 150 Jahren auch die Wasserkraft zur Stromgewinnung genutzt wird, ist weit weniger bekannt.

 

Fast zehn Jahre ist es her, dass die Erba ihren Betrieb einstellte, und das sieht man dem Gelände an. Manche fühlten sich an den Schauplatz eines Tatort-Krimis versetzt, als man zwischen herabbröckelndem Putz, stillgelegten, verfallenden Maschinen und vor Jahrzehnten gemalten Emailschildern unter der Führung von Werner Brilisauer das Gelände erkundete.

 

Doch der erste Blick täuscht. Rund 30 Firmen haben praktisch alle noch nutzbaren Räume zu den verschiedensten Zwecken angemietet, so dass für die Sparkasse Erlangen als Besitzer eine erkleckliche Summe an Mieteinnahmen zusammenkommt. Im Hof stehen rund zwei Dutzend Autos, durchweg ältere Fahrzeuge meist noch ohne Katalysator – sie werden von libanesischen Händlern über Rotterdam regelmäßig nach Afrika verschifft, wo es dafür einen lukrative Markt gibt.

 

Der eigentliche Zweck des Besuchs der GOL-Mitglieder war jedoch die Wasserkraftanlage. Sie wird gewartet von Werner Brilisauer, der sich 1995, nach jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit bei der Erba, als Elektromeister selbständig machte und dazu auf dem Gelände eine Werkstatt anmietete. Neben dem Wartungsvertrag für die Turbine gehört es zu seinen Aufgaben, im ganzen Gebäude handwerklich nach dem Rechten zu sehen.

 

Das Kraftwerk nutzt das Wasser des zwei Kilometer langen, 150 Jahre alten Erba-Kanals, das bei seinem Sturz über neun Meter Gefälle die Turbine antreibt und so pro Jahr 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom liefert. Damit werden zum Einen die Mieter auf dem Gelände mit Strom versorgt, außerdem die NTW an der Isnyer Straße, die ja einst zur Erba gehörte. Der überschüssige Strom wird zu 14 Pf/kwh Vergütung ins Netz der EnBW eingespeist. Allerdings sind auch regelmäßige Investitionen nötig, vor allem zur Sauberhaltung des Kanals. Allein der maschinenbetrieben Rechen unmittelbar vor der Turbine schaufelt jährlich 50 Tonnen Material aus dem Wasser. Darunter, so Brilisauer, befindet sich durchaus auch einmal ein totes Reh oder der Kadaver eines Dachses.

 

Ein allgegenwärtiges Wangener Dauerthema, nämlich das Hochwasser-Problem, ist für  Brilisauer und "sein" Kraftwerk keines: Das Wehr bei der Isnyer Brücke lenkt das überschüssige Wasser automatisch in die Argen, so dass es Probleme für die Energiegewinnung höchstens gebe, wenn zu wenig Wasser die Argen herunterkäme.

 

zurück