Bericht vom Juni-Stammtisch 2000 der GOL
(gfx) Eine seit Jahren von der GOL
erhobene Forderung ist die Einstellung eines städtischen Umweltbeauftragten.
Beim Juni-Stammtisch der GOL stellte Michael Krumböck, Umweltbeauftragter der
Nachbarstadt Leutkirch, seinen Tätigkeitsbereich vor.
Krumböck, studierter Biologe und seit Jahren
ehrenamtlich im Naturschutz tätig, ist seit 1994 mit einer ganzen Stelle bei
der Stadt Leutkirch angestellt. Mit Erstaunen vernahmen die Wangener Zuhörer,
dass er dabei nicht allein ist - sein Kollege Bernhard Schlenker steht sogar
schon seit 1988 in Leutkirchs Diensten. Krumböck zitierte seinen Dienstherrn,
OB Baumann, mit dem Satz, er könne auch fünf Umweltbeauftragte beschäftigen.
Liegt also Leutkirch auf einem anderen
Planeten? Der Leutkircher Umweltexperte sieht das nicht so, vielmehr würden
viele Aufgaben des Umweltschutzes in Wangen eben von anderen Dienststellen
zusätzlich erledigt. Als er dann detailliert seine Tätigkeit beschrieb, wurden
aber doch einige Unterschiede zu hiesigen Verhältnissen deutlich.
Neben nahe liegenden Dingen wie die Planung
und Pflege städtischer Grünanlagen (zusammen mit Bauhof und Stadtgärtnerei)
oder die Gewässerpflege (zusammen mit dem Landratsamt) gehören zu seinen
Aufgaben auch die Bearbeitung jedes neuen Bebauungsplans, insbesondere die
Bewertung der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Das Wissen um das
Einspruchsrecht des Umweltmannes beeinflusse auch die Planer, die etwa bei der
Festsetzung der Firstrichtung von Neubauten - in Wangen jüngst Anlass eines
Streites im Gemeinderat - gleich von vornherein auf die Nutzung von
Solarenergie achteten. In Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt wird
Krumböck auch ordnungsrechtlich aktiv, wenn es etwa darum geht, vor Ort einen
Umweltschaden festzustellen.
Eine Hauptaufgabe ergibt sich aus dem
Öko-Audit, dem sich die Stadt Leutkirch freiwillig unterworfen hat. Von
unabhängigen Experten werden dabei diverse städtische Einrichtungen alle drei
Jahre auf ihre Umweltverträglichkeit untersucht. Dabei gehe es in allererster
Linie um den Klimaschutz, sprich, um das Einsparen von Kohlendioxid. Hierzu
sieht Krumböck drei Wege: 1. Der Energieverbrauch müsse gesenkt werden, d.h.
vor allem müssten alte Gebäude entsprechend saniert werden. 2. Durch eine
intelligente "Gebäudeleittechnik" solle erreicht werden, dass z.B. in
Schulen Räume nur dann beheizt werden, wenn tatsächlich Unterricht stattfindet.
3. Die regenerative Energieerzeugung müsse gefördert werden. So habe man ein
Holzhackschnitzel-Heizwerk errichtet, das eine Schule und ein Wohngebiet
versorge. Aber auch Biogas- und Solaranlagen würden propagiert und gefördert.
So stelle der städtische Haushalt jährlich 10.000 Mark zur Solarförderung zur
Verfügung, seit der Gemeinderat einstimmig beschlossen habe, dem
internationalen Klimabündnis zur CO2-Reduktion beizutreten.
Ist Michael Krumböck, so die Frage von
Stadträtin Roswitha Lang unter Rückgriff auf eine frühere Wangener
Gemeinderatssitzung, tatsächlich so etwas wie die "eierlegende
Wollmilchsau"? Krumböck meinte, man müsse es zumindest versuchen. Die
Aufgabe sei ungemein vielfältig und spannend, allerdings wünsche er sich eine
eigene Stabsstelle, während er bisher dem Stadtplanungsamt zugeordnet sei. Seine
wichtigste Funktion sei es, einfach da zu sein, um den zahlreichen und
vielfältigen Anfragen aus der Bürgerschaft abzuhelfen.