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Bericht vom Februar-Stammtisch 2003 der GOL

 

Wangen (gfx) – Laut Deutscher Bahn sind die neuen Bahntarife günstiger als die alten. Viele Bahnkunden fühlen sich jedoch abgezockt. Wer hat Recht? Beim Februar-Stammtisch der GOL versuchte Ulrich Bauer Licht in den Tarifdschungel zu bringen.

 

Als Mitglied im Kreisvorstand des VCD, des autokritischen" Verkehrsclub Deutschland", beschäftigt sich GOL-Mitglied Ulrich Bauer intensiv mit dem öffentlichen Personenverkehr. Bauer, der mit seiner Familie seit Jahren konsequent ohne Auto lebt, arbeitet und auch Urlaub macht, hat sich im Lauf der Jahre ein Detailwissen angeeignet, das ihn für "Wetten dass?" qualifizieren würde: Keine Zugverbindung im süddeutschen  Raum, die er nicht aus dem Stegreif samt Preisauskunft, Anschluss- und Umsteigemög­lich­keiten beantworten könnte.

 

Wie beurteilt nun ein solcher Experte die neuen Bahntarife? Man müsse differenzieren: "Wer keine Bahncard hat, fährt so billig wie noch nie." Vor allem bei Entfernungen ab 180 km – etwa Wangen–Stuttgart -  seien die Preise um bis zu 25% gesunken. Bei der Benutzung von ICEs gelte es allerdings genau hinzuschauen, weil die Streckenpreise hier sehr unterschiedlich gestaltet seien.

 

Durch das neue Programm "Plan & Spar" sei es erstmals ohne Bahncard möglich, Fahrkarten unter dem Normaltarif zu bekommen. Wer sein Ticket einen Tag vor der Fahrt erwirbt, bekommt 10% Rabatt, wenn mindestens ein Fernzug benutzt wird. Bei Buchung drei Tage vor der Fahrt gibt es 25%, allerdings muss auch die Rückfahrt genau festgelegt werden. Wer schon 7 Tage vorher seinen genauen Rückfahrttermin festlegen könne, fährt sogar 40% billiger. Sollte er allerdings nur einen Zug später zurückfahren, so verfällt das vorgebuchte Ticket ersatzlos.

 

Die neue Bahncard kostet statt 140 Euro nur noch 60 Euro, dafür gibt es aber nur noch 25% Rabatt (bisher 50%). Andererseits kann dieser Rabatt auch auf die beschriebenen "Plan & Spar"-Tarife angerechnet werden. In jedem Falle gilt es bei der Fahrtplanung genau zu rechnen. Auf den Einwand, das sei für den Normalverbraucher viel zu kompliziert, verwies Bauer auf die seiner Ansicht nach gut geschulten Mitarbeiter am Wangener Bahnhof. Dort allerdings, so ein Besucher, habe er neulich 40 Minuten anstehen müssen. Für diesen Fall empfiehlt Bauer die Fahrkarte am Automaten auf dem Bahnsteig zu lösen, wo alle Rabatte berücksichtigt würden.

 

Besonders günstig, so Ulrich Bauer weiter, fahren künftig Familien. Die Altersgrenze für den halben Preis wurde von 12 auf 15 Jahre angehoben. Kinder, die mit Eltern oder auch Großeltern unterwegs sind, zahlen bis 15 gar nichts mehr, und zwar auch in vielen Nachbarländern.

 

Und wenn ein Familien- oder Haushaltsmitglied eine Bahncard erwirbt, zahlt jedes weitere Haushaltsmitglied für seine Bahncard mit allen Nutzungsmöglichkeiten nur noch 5 Euro!

 

Bei Kleingruppen bis zu 5 Leuten schließlich zahlt nur der Erste voll, jeder Weitere 50% (mit Bahncard nochmals 25% weniger). Eine Internetseite des VCD - www.ticket-teilen.de - bringt Gleichgesinnte hier zu "Gruppen" zusammen.

 

Zum Thema Pünktlichkeit sparte Bauer nicht mit Kritik. Besonders die "Plan & Spar"- Tarife passten nicht zu den häufigen Verspätungen, die bei der Deutschen Bahn weit schlimmer seien als etwa in der Schweiz. Immerhin: Wer einen Anschlusszug verpasst, darf mit dem gleichen Sparticket den nächsten nehmen.

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