GOL-Haushaltsrede 2008 für den Doppelhaushalt 2008/2009

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Lang, meine Damen und Herren!

 

Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist im abgelaufenen Jahr 2007 der Schuldenstand der  öffentlichen deutschen Haushalte gesunken.

 

Dies ist nicht dem Haushalt des Bundes zu verdanken, den Länderhaushalten nur zum kleineren Teil – vor allem ist es das Ergebnis der positiven Finanzlage in vielen deutschen Gemeindehaushalten.

 

Erfreulicherweise ist auch die Große Kreisstadt Wangen bei diesen "Gewinnbringern" dabei. Dies wäre natürlich nicht möglich ohne eine professionell arbeitende Verwaltung, der wir an dieser Stelle gerne unseren Dank und unsere Anerkennung für die geleistete Arbeit aussprechen wollen.

 

Sehr rasch werden bei unseren Haushaltsdebatten in aller Regel unsere Eigenbetriebe Wasser- und Abwasserwerk abgehandelt. Wir sind der Meinung, dass wir die erhebliche Verschuldung hier im Auge behalten müssen und die Eigenkapitalquote nicht zu sehr absenken dürfen, damit der Bürger mit seinen Gebühren in erster Linie die Dienstleistung bezahlt, also Wasser und Abwasser, und nicht die Schulden bedient.

 

Im Mittelpunkt steht aber heute der städtische Haushalt im engeren Sinn.

 

Eine Planung über mehr als 130 Mio.€, um die es heute geht, legt uns eine große Verantwortung auf – es handelt sich schließlich um das Geld der Bürgerinnen und Bürger. Aber es gab schon Jahre, in denen uns der Haushalt viel größere Sorgen bereitet hat. Die erfreuliche Entwicklung bei den Einnahmen versetzt uns in die Lage Maßnahmen in Angriff zu nehmen in einem Umfang, wie es noch vor zwei Jahren nicht vorstellbar war. Manches ist allerdings schlicht Nachholbedarf, so etwa bei der Gebäudeunterhaltung oder bei den Löhnen und Gehältern.

 

Erfreulich ist, dass für beide Haushaltsjahre eine ordentliche Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt erwirtschaftet werden kann. Dieses Geld wird angesichts mehrerer großer Projekte dort auch benötigt. Immerhin 13 Mio. € will die Stadt in den beiden kommenden Jahren investieren.

 

Besonders erfreulich ist, dass die Stadt, anders als Bund und Land, weiterhin die Verschuldung kontinuierlich um über ½ Mio. € pro Jahr abbauen wird, so dass sich der Schuldenstand bis 2009 gegenüber 1997 halbiert haben wird.

 

Bei aller Freude über die Entwicklung müssen wir wie jeder private Haushalt aber aufpassen, nicht übermütig zu werden. Die GOL bekennt sich zum Grundsatz des antizyklischen Wirtschaftens, was nichts anderes heißt, als dass wir in guten Zeiten das Geld des Bürgers, das uns anvertraut ist, so nachhaltig verwalten, dass für die schlechteren Zeiten, die ja auch wieder kommen werden, Reserven da sind. Auch für unvorhergesehene Ausgaben, wie es letztes Jahr der Erwerb des Adlergeländes darstellte (den wir für absolut richtig hielten), sollte eine Stadt Reserven haben. Wir denken hier etwa an das Thema Bahnhof.

 

Vor dem Hintergrund dieser Feststellung fällt unsere Analyse zwar überwiegend positiv aus, doch bleibt ein Unbehagen. Wir haben 2007 vieles auf den Weg gebracht, was im Einzelnen alles richtig und sinnvoll war, uns aber gleichzeitig für kommende Haushalte – auch für den, den wir heute beschließen wollen, neue Folgelasten aufbürdet.

 

Die GOL hat diese Ausgaben in aller Regel unterstützt und mitgetragen. Ich nenne etwa die Baumaßnahmen an den städtischen Schulen RNG und AvG und den Ausbau der Schulsozialarbeit als einen Punkt, der uns besonders wichtig ist, weil wir überzeugt sind, dass Investitionen in die Bildung und Erziehung junger Menschen die bestmögliche Zukunftsinvestition überhaupt sind. Dass dabei bzgl. der neu geschaffenen Stellen für Schulsozialarbeit dem letztjährigen GOL-Antrag nicht nur entsprochen, sondern sogar noch darüber hinaus gegangen wurde, begrüßen wir ausdrücklich.

 

Das schulischen Angebot Wangens ist sehr breit gestreut. Leider fehlen bei uns Bildungsangebote für junge Erwachsene. Umso mehr würden wir es begrüßen, wenn es tatsächlich gelänge, eine Abteilung der Berufsakademie ins Adlergelände zu holen und so auch die Altersgruppe zwischen 20 und 25 gezielt anzusprechen.

 

Unser städtischer Bauhof leistet verlässlich gute Arbeit, und damit dies so bleibt, haben wir uns überzeugen lassen, dass umfangreiche Neubaumaßnahmen nötig sind. In diesem Zusammenhang allerdings muss kritisch angemerkt werden, dass hier der Gemeinderat nicht rechtzeitig ausreichend über die Kosten informiert wurde. Wir bitten die Verwaltung, bei ähnlich voluminösen Projekten auf eine frühere Einbindung des Gremiums zu achten – bzw. die zu erwartenden Kosten von vornherein realistischer und klarer darzulegen, so dass ggf. auch aus dem Gemeinderat heraus noch inhaltlich etwas zu bewegen ist.

 

Das ehrenamtliche Engagement vieler Wangener Bürger ist etwas, was wir gerne unterstützt haben und auch weiter unterstützen wollen. Ein neues Feuerwehrhaus für 4 ½ Millionen € soll auch die Wertschätzung ausdrücken, die wir im Interesse aller Bürger dieser unverzichtbaren und unter Umständen lebensrettenden Stütze unseres Gemeinwesens gerne gewähren.

 

Ähnliches gilt – als weiteres Beispiel – für die begrüßenswerte Initiative von vielen Schomburger Einwohnern für die Wiederbelebung von zwei Dorfläden, die wir gerne unterstützen.

 

Besonders am Herzen liegen uns die Anliegen unserer behinderten Mitbürger. Deren berechtigte Interessen haben wir alle in der Vergangenheit bei baulichen Maßnahmen nicht  immer ausreichend berücksichtigt. Wir sehen aber bei der Verwaltung eine wachsende Offenheit gegenüber diesen Belangen. Um hier nun wirksamer tätig werden zu können, beantragen wir die Einrichtung eines städtischen Behinderten-Beirats, in dem Betroffene mit Vertretern aus Verwaltung und Gemeinderat ganz konkrete Maßnahmen besprechen können. Manches lässt sich hier bereits mit geringem finanziellem Aufwand erledigen. Uns wurden von Wangener Betroffenen beispielsweise  folgende Punkte genannt: Das Fehlen rollstuhlgerechter, barrierefreier Zugänge zu öffentlichen Gebäuden wie der Stadthalle, das Problem verstellter Gehsteige oder die Kennzeichnung von "netten Toiletten", die für Behinderte zum Teil eben gar nicht so nett sind.

 

Die GOL bekennt sich auch zur kulturellen Verantwortung im öffentlichen Haushalt.

Wir tragen es gerne mit, dass die seinerzeit beschlossene Kürzung der Zuschüsse an die Vereine um 10% nun rückgängig gemacht wird.

 

Wir haben in aller Regel ohne Zögern die Unterstützung der vielfältigsten kulturellen Aktivitäten mitgetragen. Ich möchte aus der Vielzahl nur drei ganz unterschiedliche Beispiele nennen: So sehen wir die Renovierung der baufälligen Spitalkirche, ein Kleinod unserer Altstadt, als absolut förderungswürdig an (erstes Beispiel). Aber auch die weit bescheidenere Unterstützung etwa des Jugendzentrums Tonne – Deutschlands am längsten durchgehend selbst verwaltetes Jugendhaus, auf das die Stadt im Übrigen stolz sein kann – oder auch die nochmals geringere und doch für die Betroffenen so wichtige Zuwendung an die "Weiße Wand" mit ihrem ambitionierten Filmangebot – all dies steht für eine Verwendung öffentlicher Gelder, die die für eine Kleinstadt bemerkenswerte kulturelle Vielfalt fördern und bewahren hilft.

 

Nur leider – so sinnvoll alles im Einzelnen ist – es kostet eben auch alles Geld. Wir wollen und können nicht allen Wünschen entgegenkommen. So sehen wir derzeit keine Möglichkeit, dem Antrag der Eisbahnbetreiber entsprechend dort eine Überdachung in Angriff zu nehmen, so sinnvoll diese wäre. Auch andere Wünsche, wie die Renovierung des Lehrschwimmbeckens der Berger-Höhe-Schule, müssen warten. Auch bei der neuen Halle für die Kinderfestkommission scheinen die im Haushalt eingestellten Kosten nicht auszureichen. Dann muss eben auch diese Maßnahme erst einmal verschoben werden.

 

Wir haben Geld mit vollen Händen ausgegeben, und wir konnten uns dies leisten. Keine Frage, dass die von uns festzusetzenden Steuersätze im neuen Haushaltsjahr nicht erhöht werden sollen. Allenfalls müssen wir uns fragen, ob nicht angesichts der beschriebenen Entwicklung eine Senkung ins Auge zu fassen wäre. Wir meinen aus zwei Gründen, dass wir dies nicht tun sollten: Zum Einen stehen den hohen Einnahmen wie schon gesagt auch außergewöhnlich umfangreiche Investitionen gegenüber. Zum Zweiten liegt die Stadt Wangen im Vergleich mit ähnlich großen Städten auf einem keineswegs besonders hohen Level.

 

Übrigens hat der Landkreis mit ähnlichen Argumenten auch jüngst davon Abstand genommen, die Kreisumlage zu senken, die die Gemeinden an ihn entrichten müssen (immerhin über 10% unserer Ausgaben). Sollte sich hier allerdings etwas bewegen, dann meinen wir, sollten auch wir hier erneut beraten und ggf. einen Nachtragshaushalt zwischenschalten.

 

Ich möchte nun noch auf einige Punkte eingehen, die uns besonders wichtig sind. Da ist zum Einen die Verkehrssituation. Unsere größte Baustelle – im wörtlichen Sinn – wird die Bahnunterführung der B32 werden. Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn hier Bürger der Stadt sich sachkundig machen und mit konkreten Vorschlägen an die Öffentlichkeit treten. Und wir fordern die Verwaltung auf, diese Vorschläge ernst zu nehmen – entsprechende Reaktionen hat es ja auch bereits gegeben. Wenn eine Verwaltung sich durch solche Bürgervorschläge auf neue Gedanken bringen lässt und sich ggf. auch korrigiert, so ist dies keineswegs als ein Zeichen von Schwäche oder mangelhafter eigener Planung zu werten, sondern vielmehr als Zeichen von Stärke – dass man nämlich bereit ist, sich um der Sache willen hinterfragen zu lassen und neue Gedanken, vielleicht auch unkonventionelle, aufzugreifen.

 

Zum Thema Verkehr gehören neben Auto, Bus und Bahn auch Fußgänger und Radler. Hier meinen wir, hat die Stadt Wangen einiges versäumt. Wangen ist noch immer keine fahrradfreundliche Stadt. Das Spiekermann-Gutachten von 2004 liefert eine ganze Reihe von Verbesserungsvorschlägen, von denen erst ein kleiner Teil umgesetzt wurde.

Die GOL stellt heute den Antrag auf Erstellung eines Konzepts für die Verbesserung der Situation des Radverkehrs, unter denen sich ja besonders viele Kinder und Jugendliche befinden, und damit besonders unerfahrene und leider gelegentlich auch besonders unbesonnene Verkehrsteilnehmer. Dass diese Vormittag für Vormittag vielerorts ohne Schutz, ohne abgegrenzten Fahrstreifen in direkter Konkurrenz mit dem motorisierten Verkehr und im Winter zusätzlich noch eingeengt durch Schnee, Eis und Rollsplitt sich zur Schule durchkämpfen müssen, bedarf dringender Abhilfe. Diese ist sicher mancherorts schwierig, aber beispielsweise in der Lindauer Straße wohl recht einfach machbar. Auch in diesem Bereich hat sich im Übrigen eine Bürgerinitiative gebildet, der AK Radverkehr, der schon konkrete Vorschläge erarbeitet hat. Ich verweise auf unsere diesbezügliche Anlage.

 

Unser globales Sorgenthema Nummer eins ist der Klimawandel, eine Erwärmung der Atmosphäre in einer Geschwindigkeit, wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat. Geht das eine kleine Allgäustadt und ihre Kommunalpolitiker etwas an? Wir meinen: Sehr wohl. Nur wenn lokal gehandelt wird, kann sich global etwas zum Besseren wenden, nicht nur, weil beim Einsparen von CO2-Emissionen "Kleinvieh auch Mist macht", wie der Volksmund treffend sagt, sondern auch, weil sich im Bewusstsein der Bürger eher und schneller etwas ändert, wenn die öffentlichen Verwaltungen vorangehen.

 

Auch in diesem Zusammenhang sehen wir unser Engagement für die Radfahrer, die ja mit Muskelkraft anstatt mit fossilen Brennstoffen ihr Ziel umweltschonend erreichen.

 

Wir begrüßen die Beteiligung der Stadt im Rahmen des European Energy Award. In einem Arbeitskreis wurden Ideen gesammelt, unsere Vertreter haben dort auch aktiv mitgearbeitet. 100.000 Euro sind pro Folgejahr hier vorgesehen. Wir werden genau beobachten, wie weit die diskutierten Vorschläge tatsächlich auch das Handeln bestimmen. Ein erfreuliches Beispiel sei genannt: Die Stadt will bei der Neuausschreibung des Strombezugs einen bedeutenden Anteil als Ökostrom beziehen. Dessen kurzfristige Mehrkosten werden langfristig zum Gewinn für die Umwelt.

 

Ein Punkt, der uns besonders wichtig war und ist, ist das Anstreben eines "Nettoneuversiegelungs­verbots" bis 2015.

 

Was heißt das auf Deutsch? Ab 2015 soll nur dann Boden auf unserer Gemarkung neu versiegelt werden dürfen, wenn gleichzeitig an anderer Stelle im gleichen Umfang renaturiert wird. Dies ist sicherlich ein ehrgeiziges Ziel. Doch angesichts einer stagnierenden und zunehmend sogar schrumpfenden Bevölkerung erscheint es durchaus erreichbar. Vor allem aber: Wir müssen umdenken und anfangen zu verstehen, dass die Zeiten unbekümmerten Wachstums in die Fläche passé sind. Die GOL weiß sich hier übrigens im Einklang mit der Landesregierung, deren Umweltministerin Gönner, CDU, immer wieder auf diesen Punkt verweist – leider kommt bisher nichts dabei heraus. Auch im abgelaufenen Jahr wurden im Ländle täglich knapp 10 Hektar neu versiegelt, das heißt, 10 Hektar Land können - abgeschnitten vom natürlichen Kreislauf – ihre Funktion im Umwelthaushalt nicht mehr erfüllen. 10 Hektar pro Tag, das bedeutet, dass alle drei Monate die gesamte Gemarkung unserer Kernstadt Wangen als Naturland verloren geht.

 

Zwar muss seit einigen Jahren jeder Bebauungsplan einen ökologischen Ausgleich nachweisen, was sicher als Fortschritt zu werten ist. Es besteht allerdings die Gefahr, dass dadurch eine falsche Gewissensberuhigung eintritt: Auch wenn noch so viele Streuobstbäume gepflanzt werden – das neu versiegelte Land ist und bleibt der Natur verloren.

 

Die Konsequenz aus all dem heißt für uns: Wir werden neuen Baugebieten, die in die Landschaft hinausgehen, nicht mehr zustimmen, wie wir dies in einigen Fällen ja auch  schon getan haben. Es sei denn, es gelingt im gleichen Maße eine Renaturierung von bereits versiegelter Fläche. Die Devise heißt: Intelligentes Flächenmanagement, mehr Phantasie bei der Nachverdichtung bereits bebauter Gebiete, Auflockerung allzu einengender Vorschriften, wenn Bürger in bebautem Gebiet zusätzlichen Wohnraum schaffen wollen. Wir glauben, dass wir als Stadt und Gemeinderat dazu fähig sind. Wir fordern hier im besten Sinne eine konservative Grundhaltung, konservativ im Sinne von bewahrend – eine Grundhaltung, wie sie Verwaltung und Gemeinderat übrigens beim Thema Einzelhandel in der jüngeren Vergangenheit auf überzeugende Weise praktiziert haben.

 

Die GOL wird dem vorgelegten Doppelhaushalt trotz der vorgetragenen Bedenken zustimmen. Wir glauben, dass im Rahmen des Möglichen der Haushalt und die Richtung, die er einschlägt, vertretbar ist, und wir wollen damit auch unsere Wertschätzung für eine solide arbeitende Kämmerei und Verwaltung insgesamt zum Ausdruck bringen. Aber wir sehen auch für uns eine Aufgabe darin, bei jeder einzelnen zu beschließenden Maßnahme die Frage der Nachhaltigkeit ins Bewusstsein zu rücken. Die Stadt Wangen soll so lebenswert und liebenswert bleiben wie bisher, und sie soll das ihr Mögliche beitragen, damit unsere Enkel eines Tages nicht sagen werden: "Wieso habt ihr so wenig getan damals?"

 

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Gerold Fix

 

Anlagen:

 

Anträge der GOL-Fraktion im Rahmen der Haushaltsdebatte, 3. März 2008

 

Hierbei handelt es sich nicht um unmittelbar haushaltswirksame Anträge, sondern wir beantragen, dass die Verwaltung diese Punkte in nächster Zeit auf die Tagesordnung setzt und dazu Stellung nimmt.

 

A) Verbesserung der Situation der Behinderten in Wangen

 

1.    Die Verwaltung wird beauftragt, einen Behinderten-Beirat einzurichten. Diesem sollen neben Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung auch Betroffene sowie Vertreter der verschiedenen Behinderten-Einrichtungen und -Verbände unserer Stadt angehören.

Der Beirat soll dazu beitragen, den behinderten Mitbürgern eine Stimme zu verleihen, damit diese ihre Anliegen vortragen können mit dem Ziel, dass Verwaltung und Gemeinderat im Rahmen des Möglichen diese Anliegen umsetzen.

 

2.    Als Sofortmaßnahmen, die ohne großen finanziellen und technischen Aufwand realisierbar erscheinen, schlagen wir vor:

-         die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zur Stadthalle

-         die Überprüfung und ggf. geänderte Beschilderung der "netten Toiletten"

-         die Überprüfung der Gehsteige auf Hindernisse (Werbetafeln u.a.) und fehlende oder unzureichende Absenkungen

-         eine Auflistung der durchzuführenden Maßnahmen nach Dringlichkeit und  Machbarkeit

 

3.    Die Verwaltung wird beauftragt, Pläne für die möglichst rasche Einrichtung eines barrierefrei zugänglichen Bürgerbüros in der Altstadt zu erstellen. Als zu prüfende Orte schlagen wir vor
a) das bisherige Gästeamt
b) das Mesnerhaus, das durch die öffentliche Toilette in der Brotlaube barrierefrei erschließbar wäre.

B) Verbesserung des Radverkehrs in Wangen

 

4.    Die Verwaltung wird beauftragt, ein Radwegekonzept zu erstellen. Dieses soll Maßnahmen auflisten, die in den kommenden Jahren Zug um Zug umgesetzt werden mit dem Ziel, das Radfahren in der Stadt Wangen leichter und sicherer zu machen.

Eine Auflistung wichtiger Maßnahmen, die die GOL in Zusammenarbeit mit dem AK Radverkehr erstellt hat, liegt bei. Auf die Vorschläge im Verkehrs­entwicklungsplan der Fa. Spiekermann aus dem Jahre 2004 wird ausdrücklich verwiesen.

 

Verbesserungsvorschläge Radverkehr Wangen   (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

 

(Anlage zum GOL-Antrag auf die Verbesserung der Situation des Radverkehrs in Wangen im Rahmen der Beratung des städtischen Doppelhaushalts 2008/09

 

  1. Isnyer Straße:

           Derzeit ist stadtauswärts ausgerechnet im Steigungsabschnitt zwischen dem Zebrastreifen in Höhe Danneckerweg und dem Waldhofplatz kein Radstreifen vorhanden. Viele Radler nutzen daher aus Sicherheitsgründen den breiten linksseitigen Gehweg, den sie ab der Einmündung Robert-Mayer-Straße ohnehin zwingend benutzen müssen. Da dieser Weg aber ausgerechnet im Steigungsbereich nur stadteinwärts für die Radnutzung freigegeben ist, kommt es bei Unfällen automatisch zu einer Mitschuld des Radlers. Bleibt der Radler stadtauswärts dagegen auf der Straße, wird er regelmäßig gefährlich knapp überholt und häufig obendrein angehupt.

           Lösungsvorschlag:

a)     Fahrradschutzstreifen stadtauswärts abmarkieren (bei geringfügiger Verschiebung der Mittelmarkierung müsste die Straßenbreite dies ermöglichen, vgl. B 32/Ravensburger Straße zwischen Haidösch und Bahnübergang)

b)     Freigabe des linksseitigen Gehweges zur Radbenutzung stadtauswärts zwischen Danneckerweg und Waldhofplatz – problematisch bei starkem Radverkehr Richtung Stadt (Schulbeginn)

 

  1. Isnyer Straße stadteinwärts der Isnyer Kreuzung / Klosterbergstraße:
    Dieser Abschnitt ist besonders prekär: Die Fahrbahn ist für die konkurrierenden Verkehrsteilnehmer – neben Autos und Radlern auch häufig noch Busse, insbesondere zu schulbedingten Stoßzeiten – eindeutig zu eng. Der kritischste Punkt ist die Engstelle auf der Höhe der Videothek. Gefährliche Überholmanöver der Autos bzw. verbotswidriges Benutzen des Gehsteigs durch die Radler sind die Folge. Liegt am Straßenrand im Winter dazu hin  noch Schnee bzw. Rollsplittt, wird die Situation zusätzlich verschärft.
    Abhilfe kann wohl nur mittelfristig durch eine umfangreiche Umgestaltung erfolgen, wobei die Gehsteige mit ihren bisherigen vereinzelten Grünflächen komplett in kombinierte Geh- und Radstreifen umgewandelt werden müssen. Für abmarkierte Fahrradstreifen reicht der Platz nicht.

 

  1. Lindauer Straße:

Zwischen Martinstorplatz und Bahnunterführung sind Fahrradschutzstreifen zumindest stadteinwärts ohne Wegfall von Parkplätzen möglich.

 

  1. Friedrich-Ebert-Straße:

Bei der Neugestaltung wurde die Radlerführung verändert. Der Radstreifen wurde Richtung Isnyer Kreuzung zwischen E-Center und Ebnetstraße auf den Gehweg verlegt. In diesem Abschnitt sollten Rad-und Fußweg farblich oder durch Markierung getrennt werden.

Dringend erforderlich ist eine Nachbesserung der schlecht ausgeführten Bordsteinabsenkung an der E-Center-Einmündung. Der derzeitige Zustand ist nicht nur  unkomfortabel, sondern v.a. bei Nässe nicht nur für Rennräder äußerst gefährlich!

Dasselbe gilt in der Gegenrichtung für den Bordstein im Abzweig Scherrichmühlweg!

 

  1. Bahnhof:

Fahrrad und Bahn/Bus ist die Idealkombination einer umwelt- und klimagerechten Mobilität. Dazu gehören aber brauchbare Abstellanlagen. Die alte Radabstellanlage am Wangener Bahnhof ist viel zu klein und obendrein in desolatem Zustand. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Mit einem Engagement der DB AG kann wohl kaum gerechnet werden, und es ist durchaus auch eine städtische Aufgabe, analog zur Schaffung von PKW-Parkplätzen Fahrradstellplätze einzurichten. Im Bereich von Bahnhof/Busbahnhof müsste sich – wie in Kisslegg vorbildlich ausgeführt – ein Platz für eine solche Anlage finden lassen.

 

  1. Leutkircher Straße:

Von Oflings kommend führt der Radweg zwar beim Krankenhaus über die Einmündung Schießstattweg hinaus noch bis zur Bushaltestelle „Leutkircher Straße“, um dort jedoch im Nichts zu enden, noch dazu an einem nicht abgesenkten Bordstein und im Steigungsbereich der  B 18. Für nicht ortskundige Radler ist das eine Falle, die mit einer deutlichen Wegweisung Richtung Innenstadt über den Schießstadtweg unaufwendig beseitigt werden kann.

 

  1. Radabstellmöglichkeiten Innenstadt:

           Die Altstadt als das Einkaufszentrum Wangens weist immer noch viel zu wenig Abstellmöglichkeiten für Räder auf. Dies gilt vor allem für die Schmied-, Spital- und Bindstraße. Anlehnbügel wie neuerdings am Postplatz sollten zum Standard werden.

 

  1. Verbindung Wangen-Hergatz (Bahnhof):

Bis Schwarzensee ist diese für Streckenradler (auch Richtung Hergensweiler-Bregenz)  wichtige Verbindung gut gestaltet und beschildert, samt aufwändiger Unterführung hinter Schwarzenberg. Dann muss man jedoch die B 32 in einem Bereich überqueren, wo sehr schnell gefahren wird und wird über Itzlings geleitet. Ortskundige fahren bei trockenem Wetter stattdessen rechts unter der Bahnlinie durch und anschließend ein kurzes Stück westlich der Bahn am Waldrand entlang über einen Trampelpfad, um beim Bahnwärterhaus auf die alte B 32 zu gelangen. Mit einer Befestigung (nicht Teerung!) dieses Pfades könnte man diesen Weg witterungsfest machen und als Radroute ausschildern.

 

  1. Reinigung der Radwege

Leider gibt es Zeitgenossen, die Radwege immer wieder verunreinigen, insbesondere auch Glasscherben hinterlassen. Besonders fällt dies in der Friedrich-Ebert-Straße auf, z.B. in der Unterführung beim Edeka-Markt. Wir wissen, dass hier für die Stadt viel Reinigungsarbeit anfällt, aber vielleicht ist an der einen oder anderen Stelle doch eine beschleunigte Reinigung möglich. Dies gilt auch für den Rollsplitt, der sich im Laufe des Winters immer wieder am Straßenrand (=Radlerbereich) ansammelt.

 

Im Übrigen verweisen wir auf den Spiekermann-Verkehrsentwicklungsplan von 2004.

Er  enthält auf den Seiten 86ff.  weitere Vorschläge für Radler, von denen ein Teil auch bereits realisiert wurde.

 

 

AK Radverkehr in Zusammenarbeit mit der Fraktion der GOL, Februar 2008